Mit dem „Obstgarten des Vordertaunus“ ist es vorbei
Unrühmliches Ende der ROWG gefährdet Identität und Kriftels – Zurückliegende Versäumnisse der Gemeinde rächen sich nun
„Ohne die Kühlhäuser der ROWG werde ich den Großteil meiner Obstanbauflächen roden müssen, da ich die Ernte nicht lagern kann. Ob ich mit einem deutlich verkleinerten Betrieb weiterhin wirtschaftlich arbeiten kann und einem Nachfolger – der sowieso schwer zu finden sein wird – ein gewinnmachendes Unternehmen übergeben kann ist unter diesen Umständen mehr als ungewiss“, erklärt ein sichtlich mitgenommener Berthold Heil. „Mittelgroße Obstbetriebe wie meiner, die bis jetzt das Ortsbild von Kriftel geprägt haben, werden nach und nach verschwinden und es werden nur noch zwei bis drei Aussiedlerhöfe industriellerer Prägung vom „Obstgarten des Vordertaunus“ übrig bleiben“, stellt der jüngst für seine Verdienste um den Obstanbau mit dem Bundesverdienstkreuz geehrte Obstlandwirt eine pessimistische Prognose auf. Durch den Wegfall der ROWG werde Kriftel auch nicht mehr so häufig Versammlungsort für Treffen der Berufs- und Fachverbände der Landwirtschaft sein, was sich wiederum negativ auf die überregionale Vernetzung der Krifteler Obstlandwirte auswirken werde.
„Natürlich ist die Verantwortlichkeit für das Ende der ROWG primär innerhalb der Genossenschaft zu suchen. Nichts desto trotz hätte ich mir mehr insbesondere öffentliche Unterstützung von der Rathaus-Spitze für diejenigen Obstbauern gewünscht, die bis zuletzt um den Erhalt der Genossenschaft gekämpft haben, vielleicht hätte das in der entscheidenden Abstimmung noch einige Anteilsinhaber umgestimmt. Mit 82 % wurde das nötige Quorum von 75 % nur relativ knapp erreicht“, zeigt sich Heil enttäuscht.
Dass der Vertreter der Gemeinde Kriftel bei oben genannter Abstimmung als einziger mit Enthaltung stimmte und somit selbst in diesem Stadium eine klare Haltung vermissen lies zeigt für die Freien Demokraten einmal mehr die mangelnde Konfliktfähigkeit des aktuellen Bürgermeisters. „Wir kennen diese in der CDU weit verbreitete „Methode Seitz“ leider zur Genüge. Konflikte werden nicht offen in der Öffentlichkeit ausgetragen, sondern die diversen Interessengruppen in der Gemeinde werden präventiv von der Verwaltung mit Geld ruhiggestellt. Das ein solches Politikverständnis des „Jeder bekommt das, was er will“ mit der objektiven Begrenztheit der Ressourcen der Gemeinde unvereinbar ist und dieser Konflikt nur durch eine immer weiter steigende Verschuldung „gelöst“ werden kann ist eine der Hauptursachen für die schlechte finanzielle Lage der Gemeinde“, lässt sich der Orts- und Fraktionsvorsitzende Florian Conrad zitieren.
Heil stellt als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP zustimmend fest: „Vielleicht ist die Gemeindespitze im Endeffekt gar nicht so unglücklich darüber, dass angesichts der angespannten Finanzlage der Gemeinde dieses Grundstück nun einer für die Gemeinde lukrativeren Nutzung zugeführt wird. Offensichtlich möchte die CDU-Fraktion in der Gemeindevertretung hierbei der Rathausführung ungerechtfertigter Weise möglichst freie Hand lassen. Anders ist die Blockadehaltung der CDU in der Dezember-Gemeindevertretung gegenüber dem Antrag der SPD die Gemeindevertretung möge möglichst bald einen Aufstellungsbeschluss für das Gelände verabschieden nicht zu erklären. Wenn wir schon die ROWG nicht retten konnten, sollten doch wenigstens möglichst viele Anregungen der demokratisch gewählten Vertreter der Krifteler Bürger zum Umgang mit dem bald freiwerdenden Gelände eingebunden werden.“